Ob auf dem Laufsteg oder bei der Inneneinrichtung – Filz ist gefragt wie selten zuvor. Dabei wusste man sich seine einzigartigen, funktionellen Eigenschaften schon vor tausenden von Jahren zunutze zu machen.
Merinowolle unter Druck, mechanischer Bearbeitung und feuchter Wärme zu einem dichten Gewebe zu verarbeiten, ist eine der ältesten Methoden der Textilproduktion. Der Überlieferung nach soll Noah die harten Holzplanken seiner Arche mit weicher Schafwolle ausgelegt haben. Nachdem Mensch und Tier auf der Wolle sitzend und schwitzend die 40 Tage der Sintflut überstanden hatten, war aus dem flauschigen Material ein festes Gewebe entstanden – der sogenannte Filz.
Eine andere Legende besagt, dass der heilige Clemens auf seiner Flucht vor den Römern aus Alexandrien den Filz erfunden habe. Um die Schmerzen seiner wundgelaufenen Füße zu lindern, habe er Wolle in seine Sandalen gelegt, die, nachdem er die Schuhe wieder ausgezogen hatte, verfilzt gewesen sein soll. Daher wurde der Heilige auch zum Schutzpatron der filzverarbeitenden Hutmacher. Soweit der Mythos.
Erst in den vergangenen Jahrzehnten erlebte Filz einen neuen Aufschwung, vor allem im Bereich des Interior Designs. Denn ob von Hand gewalkt oder industriell gefertigt – in Zeiten, in denen die Nachhaltigkeit eines Materials immer wichtiger wird, erfahren natürliche Werkstoffe eine Wiederbelebung. Wollfilz fördert eine gute Ökobilanz. Aus 100 % Schafswolle bestehend, ist er vollständig biologisch abbaubar. Er ist schwer entflammbar, dank seines natürlichen Fettgehalts schmutz- und wasserabweisend, zugleich atmungsaktiv, hautverträglich, strapazierfähig und klimaausgleichend. All diese wiederentdeckten Eigenschaften sorgen dafür, dass Filz, als einer der ältesten Werkstoffe der Menschheit, heute bei Designern und Architekten wieder hoch im Kurs steht. Und obgleich sich die Verfahren zu seiner Herstellung im Laufe der Jahrhunderte natürlich verfeinert haben.